Das Liebesdreieck ist eine der ältesten Erzählkonstellationen des Kinos – und doch erlebt es gerade eine Renaissance: mal als Klassenanalyse, mal als Körperstudie, mal als melancholische Komödie.
In Was ist Liebe wert – Materialists etwa, der im August in die deutschen Kinos kommt, spielt Dakota Johnson eine Partnervermittlerin in New York zwischen zwei Männern: ihrem mittellosen Exfreund (Chris Evans) und einem schwerreichen Klienten (Pedro Pascal).
Grund genug, einen Blick auf die zehn besten Filme zu werfen, in denen das emotionale Tauziehen zwischen drei Menschen im Zentrum steht. Ob klassisch romantisch, moralisch vertrackt oder erotisch aufgeladen – diese Werke erzählen, wie Liebe zerreißt, verbindet und Grenzen überschreitet.
Wie ein einziger Tag (2004)
Basierend auf Nicholas Sparks’ Bestseller erzählt Nick Cassavetes die Geschichte von Allie (Rachel McAdams) und Noah (Ryan Gosling), deren Sommerromanze durch gesellschaftliche Zwänge endet – bis sie Jahre später, inzwischen verlobt mit Lon (James Marsden), wieder aufeinandertreffen. Das Liebesdreieck lebt hier von romantischer Überhöhung und nostalgischer Melancholie. Die Frage, wer der „richtige“ Mann ist, wird zum emotionalen Prüfstein für Allie – und für das Publikum.
Das Dreiecksverhältnis in Wie ein einziger Tag ist nicht subversiv oder erotisch aufgeladen, sondern zutiefst romantisch – und deshalb für viele eines der bewegendsten Beispiele seines Genres.
Zeit der Unschuld (1993)
Newland Archer (Daniel Day-Lewis) ist ein aufstrebender Anwalt im New York des 19. Jahrhunderts, verlobt mit der braven May (Winona Ryder). Als jedoch ihre Cousine Ellen Olenska (Michelle Pfeiffer), eine gesellschaftlich geächtete, aber faszinierende Frau, zurückkehrt, beginnt ein gefährlich stilles Ringen um Gefühle und Konventionen.
Martin Scorsese zeichnet in seinem vielleicht sinnlichsten Film eine Welt, in der der leiseste Blick mehr aussagt als Worte. Das Dreieck wird zur Studie sozialer Zwänge und emotionaler Unterdrückung. Zeit der Unschuld beeindruckt durch seine Ausstattung, seinen psychologischen Feinsinn und Day-Lewis’ nuanciertes Spiel.
Passages (2023)
Mitten in Paris inszeniert Ira Sachs ein intimes Drama um den narzisstischen Filmemacher Tomas (Franz Rogowski), der in einer offenen Ehe mit Martin (Ben Whishaw) lebt – bis er sich auf eine Affäre mit Agathe (Adèle Exarchopoulos) einlässt. Was zunächst wie ein Seitensprung wirkt, entwickelt sich in Passages zu einer komplexen Dynamik: Tomas ist zerrissen zwischen der emotionalen Stabilität mit Martin und der körperlichen Anziehung zu Agathe.
Sachs zeigt die Abgründe eines Menschen, der liebt, benutzt und zerstört – oft alles zugleich. Das Dreiecksverhältnis entfaltet sich weniger als romantische Option denn als existenzielles Dilemma, in dem Begehren und Selbstsucht einander verschlingen. Durch die nüchterne, fast dokumentarische Bildsprache entsteht ein klaustrophobisches (Beinahe-) Kammerspiel über die Grausamkeiten, die intime Beziehungen mit Narzissten mit sich bringen können.
Die Reifeprüfung (1967)
Kaum vom College zurück, wird Benjamin Braddock (Dustin Hoffman) von der verführerischen Mrs. Robinson (Anne Bancroft) in eine Affäre verwickelt – bis er sich in deren Tochter Elaine (Katharine Ross) verliebt. Was wie eine absurde Konstellation beginnt, entwickelt sich zu einer bitteren Satire auf bürgerliche Heuchelei, Sexualmoral und Generationskonflikte. Das Liebesdreieck dient Nichols als erzählerischer Katalysator für eine Jugend, die sich von den Werten der Eltern abwendet – ohne genau zu wissen, wohin.
Visuell einflussreich, musikalisch unvergesslich (Simon & Garfunkel!) und bis heute klug – Die Reifeprüfung ist ein Meilenstein, weil das Dreieck hier mehr ist als romantisches Dilemma: Es wird zum Symbol für gesellschaftliche Zwänge und individuelle Fluchtversuche.
Die Nacht vor der Hochzeit (1940)
Tracy Lord (Katharine Hepburn) steht kurz vor ihrer zweiten Hochzeit, als ihr erster Ehemann Dexter (Cary Grant) samt Klatschreporter Mike (James Stewart) auf der Bildfläche erscheint. Bald ist klar: Drei Männer buhlen – mehr oder weniger subtil – um die kluge, stolze Heldin. Cukors Screwball-Komödie vereint Witz, Charme und gesellschaftliche Satire. Das Liebesdreieck ist dabei eher ein Tanz als ein Drama – einer, in dem Tracy stets die Führung behält.
Was Die Nacht vor der Hochzeit besonders macht: Es ist kein Drama über Besitzansprüche, sondern über Selbstbestimmung.
Past Lives (2023)
In Past Lives erzählt Celine Song, die sich nun mit Materialists erneut einem Liebesdreieck widmet, eine melancholische Liebesgeschichte über Zeit, Identität und verpasste Möglichkeiten. Greta Lee spielt Nora, die als Kind mit ihrer Familie von Korea nach Kanada emigriert. Jahre später trifft sie ihren einstigen Jugendfreund Hae Sung (Teo Yoo) wieder – während sie längst mit einem anderen, Arthur (John Magaro), verheiratet ist.
Das Dreieck ist hier nicht geprägt von Affären oder Untreue, sondern von emotionaler Tiefe und stiller Sehnsucht. Der Film fragt, was hätte sein können – und was es bedeutet, sich für ein Leben entschieden zu haben, obwohl ein anderes weiter in uns fortlebt.
Der schlimmste Mensch der Welt (2021)
Julie (Renate Reinsve), Anfang dreißig, sucht nach sich selbst – in ihrem Studium, in der Arbeit, vor allem aber in der Liebe. In zwölf Kapiteln begleitet Regisseur Joachim Trier (Oslo, 31. August) eine Frau zwischen zwei Männern: dem älteren Comicautor Aksel (Anders Danielsen Lie) und dem ungebundenen, jüngeren Eivind (Herbert Nordrum).
Das Liebesdreieck ist hier Ausdruck eines inneren Aufbruchs. Julie liebt beide Männer auf unterschiedliche Weise, doch mehr noch hadert sie mit sich selbst. Durch seine poetische Struktur, lakonischen Humor und die brillante Hauptdarstellerin wird Der schlimmste Mensch der Welt zu einem bewegenden Drama über den urbanen Zeitgeist.
Das Appartement (1960)
C.C. Baxter (Jack Lemmon) ist ein kleiner Angestellter, der sich Vorteile im Unternehmen erhofft, indem er Vorgesetzten seine Wohnung für deren Affären überlässt. Doch als er sich selbst in die charmante Fahrstuhlführerin Fran (Shirley MacLaine) verliebt – und erfährt, dass sie ausgerechnet mit seinem verheirateten Chef liiert ist –, beginnt ein zarter, tragikomischer Machtkampf um Herz und Würde.
Billy Wilder inszeniert das Liebesdreieck mit bitterem Humor und zutiefst menschlicher Wärme. Anders als in vielen romantischen Dreiecken ist hier der Außenseiter der Sympathieträger, der stille Held. Das Besondere an Das Appartement liegt in seinem Ton: Tragik, Komik und Romantik greifen ineinander. Die Dreiecksbeziehung wird nicht erotisch aufgeladen, sondern als Spiegel einer kaputten Arbeitswelt dargestellt – und Fran steht sinnbildlich zwischen Anpassung und Befreiung.
Casablanca (1942)
Kaum ein Film hat das romantische Dreiecksdrama so stilbildend geprägt wie Casablanca. Inmitten des Zweiten Weltkriegs treffen sich in Marokko der melancholische Barbesitzer Rick (Humphrey Bogart), seine ehemalige große Liebe Ilsa (Ingrid Bergman) und deren Widerstandskämpfer-Ehemann Victor Laszlo (Paul Henreid) wieder.
Was folgt, ist ein moralisches wie emotionales Drama: Rick liebt Ilsa noch immer, doch sie ist nun an einen anderen gebunden – und der braucht Ricks Hilfe zur Flucht. Die Dreieckskonstellation wird hier zum Prüfstein von Loyalität, Selbstlosigkeit und politischem Idealismus. Regisseur Michael Curtiz gelingt ein Klassiker, der Gefühl und Haltung miteinander verbindet.
Challengers (2024)
In Challengers folgt Regisseur Luca Guadagnino (Call Me by Your Name) drei Tennisprofis, deren Leben über Jahre hinweg miteinander verwoben bleibt. Zendaya spielt Tashi, einstiges Nachwuchstalent, nun Trainerin ihres Ehemannes Art (Mike Faist), der sich im sportlichen wie emotionalen Tief befindet. Als er bei einem Kleinturnier auf seinen früheren Freund Patrick (Josh O’Connor) trifft – ebenfalls Ex von Tashi – bricht ein altes Spannungsverhältnis wieder auf.
Das Liebesdreieck zwischen Tashi, Art und Patrick wird nicht durch Romantik, sondern durch Begehren, Ehrgeiz und (sexuelle) Macht definiert. Guadagnino verschränkt körperliche und emotionale Spannung mit schweißtreibenden Match-Szenen, durchzogen von homoerotischer Anziehung und Techno-Klängen von Trent Reznor und Atticus Ross. „Challengers“ ist ein filmisches Kraftspiel über das Wollen, das Haben und das Verlieren – und beantwortet die Frage, wer eigentlich wen liebt, nie eindeutig, sondern bleibt immer faszinierend offen.
Verliebt, verbunden, verwirrt: 10 Filme über Liebesdreiecke – und wo man sie streamen kann
Die untenstehende Liste zeigt, bei welchen Streaming-Anbietern unsere Empfehlungen zu Filmen über Liebesdreiecke derzeit im Abo, als Kauf- oder Leihoption verfügbar sind.